Pressemitteilung des Augsburger Klimacamps am 23.08.2023

Anlässlich Söder-Besuch: Klimaaktivist*innen planen Kletterprotest zum Thema Fuggerlinden bei Plärrerumzug

„Die Augsburger Fuggerstraße wurde 1939 brutal entgrünt“, ordnete die AZ einen umstrittenen Beschluss der Nazizeit ein¹. Aber auch heute ist das Grün in der Fuggerstraße in Gefahr. Die Fällung der traditionsreichen Linden ist bereits Beschlusssache², wird nur aufgrund leerer Kassen nicht vollzogen³. Die Augsburger Baum-Allianz kritisierte die Rodungspläne immer wieder⁴, auch das Klimacamp demonstrierte bereits⁵. Anlässlich der Plärrerumzugs diesen Samstag (26.8.2023) möchten die Aktivist*innen des Klimacamps nun mit einem Kletterprotest an Ministerpräsident Söder appellieren.

„Ministerpräsident Söder inszeniert sich immer wieder als Freund der Bäume“, erklärt Ingo Blechschmidt (35) vom Klimacamp die Aktion. Diese Inszenierung wurde zwar schon von der grünen Bundestagsabgeordneten Lisa Badum satirisch kommentiert⁶, sie stehe im Widerspruch zu seiner Politik. Doch bei den wertvollen Alleebäumen in der Fuggerstraße könne Söder sich mit seiner angeblichen Baumliebe profilieren: „Immer wieder mischen sich Landespolitiker mit besonderen Akzenten in Kommunalpolitik ein. Wir appelieren an Herrn Söder, die Linden vor dem Rodungseifer der Stadt zu schützen.“

Dazu zeigten Klimacamper*innen eine besondere Demonstration beim Ordnungsamt an: Damit Herr Söder ein Protestbanner mit der Aufschrift „Herr Söder, retten Sie die Linden vor dem Rodungseifer der Stadt!“ während des Plärrerumzugs deutlich wahrnehmen kann, möchten sie es in etwa vier Meter Höhe zwischen den Fahnenmasten vor der Patrizia SE in der Fuggerstraße spannen. Um die Fahnenmasten zu erklimmen, wollen Unterstützer*innen des Klimacamps eine besondere Klettertechnik einsetzen, die auch schon mehrere Male bei den Fahnenmasten auf dem Rathausplatz verwendet wurde.

Eine Bestätigung der besonderen Demonstrationsform durch das Ordnungsamt steht noch aus. Ob die Klimacamp-Unterstützer*innen auch bei einem etwaigen Demonstrationsverbot ihren Kletterprotest durchziehen möchten, ist derzeit noch nicht klar. Friedliche Sabotage schlossen sie jedenfalls als Aktionsform aus.

Die Linden in der Fuggerstraße können bei richtiger Pflege noch viele Jahrzehnte die Allee begrünen und kühlen; die fortschreitende Erdaufheizung macht Stadtgrün wichtiger denn je. Aufgrund mangelnder Pflege sind die Linden derzeit gesundheitlich angeschlagen. Das Grünamt bestätigte aber schon 2019, in Reaktion auf eine Anfrage der Baum-Allianz, dass mit Pflegemaßnahmen die Linden erhalten werden können⁴. Die Vorschläge der Alt-Augsburg-Gesellschaft für die Begrünung von Rathausplatz und Maxstraße unterstützen die Klimacamper*innen ebenfalls. „Augsburg kann sich glücklich schätzen, dass mit Alt-Augsburg-Gesellschaft und Baum-Allianz gleich zwei zivilgesellschaftliche Initiativen wertvolle ehrenamtliche Arbeit für Stadtbild und Stadtklima leisten“, so Blechschmidt.

Ordnungsamt untersagt Kletterprotest – Unterstützung kommt von Unikat Kurth Späth

Update vom 24.8.2023

Für den kommenden Samstag (26.8.2023) hatten Aktivist*innen des Augsburger Klimacamps Kletterprotest beim Plärrerumzug angezeigt. Da sich Ministerpräsident Söder immer wieder als Baumfreund inszeniert, so die Klimacamper*innen, solle er am Samstag „handeln statt nur posieren“ und sich zur Rettung der traditionsreichen Linden in der Fuggerstraße einsetzen. Doch nun untersagt das Ordnungsamt den Kletterprotest. Unterstützung erfahren die Klimacamper*innen von ungewöhnlicher Seite: dem stadtbekannten Rentner und profilierten Klimacamp-Kritiker Kurth Späth (75).

Klimacamp: Söder solle handeln statt posieren

Telefonisch erfuhr Blechschmidt von der für ihn enttäuschenden Entscheidung des Ordnungsamts. Ursprünglich geplant war, dass zwei Unterstützer*innen des Klimacamps die Masten vor der Patrizia SE in der Fuggerstraße erklimmen und in vier Meter Höhe ein Banner mit der Aufschrift „Herr Söder, retten Sie die Linden vor dem Rodungseifer der Stadt!“ anbringen. Die Linden stehen seit Jahren auf der Abschussliste der Stadt, die Fällung wird nur aufgrund leerer Kassen nicht vollzogen. „Landespolitiker mischen sich ohnehin immer wieder mit besonderen Akzenten in Kommunalpolitik ein. Hier hat Herr Söder eine Chance, als wahrer Ökologe zu handeln statt nur als Baumumarmer zu posieren“, so Blechschmidt. (Baumfoto Söder⁷⁸)

Doch aus diesem Plan wird nichts – wie auch schon in früheren Fällen, in denen das Augsburger Ordnungsamt Kletterprotest untersagt, der routinemäßig in anderen Städten vom Ordnungsamt bestätigt und begleitet wird (wochenlanges Innenstadtbaumhaus in Passau⁹, Klettertraversen vor dem Ravensburger Amtsgericht¹⁰, Platanenbesetzung in Karlsruhe¹¹, …).

Stadtbekannter Rentner Kurth Späth spricht von städtebaulicher Todsünde

Unterstützung für das Protestziel erhielten die Klimacamper*innen indes von ungewöhnlicher Seite. Der stadtbekannte Rentner und ausdauernde Gegendemonstrant Kurth Späth (75)¹²¹³¹⁴ hatte sich vergangenen Samstag zum offenen Aktionsplenum der Aktivist*innen gesellt. Viele Augsburger*innen kennen ihn von seinem aussagekräftigen „Klimacamp nein danke“-Schild, mit dem er immer vor dem Camp anzutreffen ist.

„Viele von uns schätzen Herrn Späth tatsächlich sehr, auch, wenn wir uns nicht immer einig sind“, erklärt Blechschmidt. „Da er oft an Sitzungen des Stadtrats teilnimmt, hat Herr Späth ausgezeichnete Sachkenntnis zu vielen Themen auf der lokalpolitischen Tagesordnung. Zudem ist er mit der längeren Entwicklung der Augsburger Politik über die letzten Jahrzehnte vertraut.“

Das Klimacamp als Erscheinungsform lehnt Späth nach wie vor strikt ab. Doch zu den Linden in der Fuggerstraße äußert sich Späth sogar deutlicher als die Aktivist*innen im Camp. Die Stadtoberen sollten sich schämen, erinnert sich Blechschmidt an Späths klare Worte. Dass die Stadt sich nicht mit Kraft für die wertvollen Linden einsetzt, sei eine städtebauliche Todsünde.

Immer wieder kombinieren die Aktivist*innen Aktionsplanung mit öffentlichen Workshops, rufen online zur Teilnahme auf. „So können wir mit unserer Aktionsplanung gleich auch auf die öffentliche Meinung einwirken“, erklärt Blechschmidt. Herr Späth sei dabei immer ein gern gesehener Gast.

Anlässlich Söder-Besuch: Klimaaktivist*innen planen Kletterprotest zum Thema Fuggerlinden bei Plärrerumzug

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Stadtbekannter Rentner Kurth Späth spricht von städtebaulicher Todsünde

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