Pressemitteilung vom Augsburger Klimacamp am 9. September 2020
Platzpark statt Parkplatz: Klimaaktivist*innen platzieren Hochbeet auf Maxstraßenparkplatz
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Aktivist*innen des Augsburger Klimacamps belegen seit heute Früh einen Parkplatz in der Maxstraße mit einem Hochbeet. Im Hochbeet sollen Blumen gepflanzt werden, die einerseits schön anzusehen sind und andererseits dem Bienen- und Insektensterben entgegenwirken. Zudem sind drei Fahrradstellplätze integriert.
„Wir sehen unseren Platzpark als Modellversuch, Bodenversiegelung zurückzudrehen und die Verteilung öffentlichen Raums neu zu denken“, erklärt Sarah Bauer (16) die Aktion. „Obwohl sich Augsburg den Titel ‚Fahrradstadt 2020‘ gab, fehlen überall Fahrradstellplätze. Oder wie oft mussten Sie Ihr Fahrrad an Straßenlaternen oder gar an Geschäfte lehnen?“, fährt Bauer fort. Der Platzpark schafft im Sinne einer echten Fahrradstadt drei Fahrradabstellplätze.
Die Maxstraße bot sich aus mehreren Gründen an: So profitieren auch die anliegenden Cafés von den schönen Blumen und dem damit einhergehenden Wohlfühlcharakter. Zudem soll die Maxstraße nach Wunsch der Bürger*innenversammlung vom 11. Dezember 2019 autofrei werden. „Dann wird in der Maxstraße noch mehr Raum für solche Platzparks sein.“
„Wir sehen unseren Platzpark als kleinen Beitrag und Denkanstoß zum Projekt von unserer Oberbürgermeisterin Eva Weber, Augsburg zur klimafreundlichsten Metropole Bayerns zu machen“, erklärt Bauers Mitstreiter Leon Ueberall (17). „Wir fordern eine Mobilitätspolitik, die durch Ausbau und Vergünstigung von Bussen und Trams sowie durch ein durchgängiges und sicheres Radwegenetz langfristig ermöglicht, dass Augsburger*innen kein teures Auto mehr benötigen. Unorte wie die jetzige Karlstraße soll es nicht mehr geben. In Vorreiterstädten wie Wien und Kopenhagen wurden und werden jedes Jahr 3 % der Innenstadtautoparkplätze umgewidmet. Für Augsburg wünschen wir uns das auch.“
Ueberall verweist auch auf die „autozentrierte Stellplatzsatzung“, die nur in engen Grenzen Eigentümer*innen von Mehrfamilienhäusern erlaubt, Fahrradabstellplätze bei ihren Häusern zu schaffen. „Stattdessen wird Eigentümer*innen verpflichtend vorgeschrieben, Autoparkplätze einzurichten.“
Neben der Mobilität geht es beim Platzpark auch um Artenvielfalt: 1,7 Millionen Menschen in Bayern unterschrieben beim Volksbegehren ‚Rettet die Bienen‘ und sandten damit ein klares Signal an die Regierung. In Augsburg sei davon nichts angekommen, so Bauer: „Entspannende Grünflächen gibt es in der Innenstadt kaum, die wenigen Grünstreifen an Straßen sind nicht mit für Insekten tauglichen Blumen bepflanzt. Es fehlen klare Balance-Akte – wie etwa Pflanzen, Grünflächen, autofreie Innenstadtkonzepte – die das Stadtklima und den natürlichen Lebensraum wiederherstellen und schützen.“
Hintergrund
In Augsburg sind fast alle Flächen in Wohngebieten und Altstadt komplett versiegelt. Beton und Asphalt speichern einen Großteil der Sonnenenergie, und so wird es im der Stadt wesentlich heißer als im Umland. Dieser sogenannte Hitzeinsel-Effekt verstärkt noch die große Belastung der allgemeinen Klimaerwärmung. Das führt zu immer mehr Tropennächten pro Jahr und Tagen mit einer Überschreitung der verträglichen bioklimatischen Belastung.
Die schon festgeschriebenen Klimaziele der Stadt Augsburg sowie die im Koalitionsvertrag vorgeschlagenen Ergänzungen sehen vor, dass Augsburg bis 2050 noch 34 Millionen Tonnen CO₂ emittiert. Das ist drei Mal so viel, wie Augsburg nach dem Pariser Klimaabkommen zusteht, wenn die Erderhitzung mit großer Wahrscheinlichkeit auf 1,5 °C beschränkt werden soll.
In Augsburg kostet ein Bewohnerparkausweis im Jahr gerade mal 30 €. Eine Jahreskarte für den ÖPNV dagegen 583 €.
In Augsburg kommt es jedes Jahr zu etwa 1800 Verkehrsunfällen mit Personenschaden. Dabei starben 2018 sieben Menschen im Straßenverkehr, fünf waren auf dem Fahrrad unterwegs. Personenkraftwagen sind dabei mit Abstand immer noch die Unfallverursacher Nummer eins.