Pressemitteilung des Augsburger Klimacamps am 6.4.2022
Klimacamp Augsburg kritisiert den „Klimapakt“ als neue Greenwashing-Kampagne der Stadt Augsburg
Am heutigen Mittwoch (6.4.) findet im Goldenen Saal die feierliche Unterzeichnung des städtischen „Klimapakts“ statt. Die Stadtregierung möchte damit Voraussetzungen für mehr Klimaschutz in Augsburg schaffen. Aktivist*innen des Augsburger Klimacamps stehen indes dem Vorhaben indes mit großer Skepsis gegenüber. Die Stadt würde von ihrer eigenen Verantwortung ablenken, eine Bühne für Greenwashing bieten und die großen Rahmenbedingungsverbesserungen für mehr Klimagerechtigkeit weiterhin den Bürger*innen vorenthalten.
Die Klimacamper*innen wüssten es zu schätzen, dass das Thema beim OB-Referat so präsent sei. Beratungsangebote für Unternehmen und Akteure, die es ernst meinen, könnten eine wertvolle Ressource werden. Es sei richtig, Unternehmen einzubeziehen, nicht zuletzt weil der Konkurrenzdruck sie zu oft nötigt, auf Kosten von Umwelt oder ihrer Arbeiter*innen und Angestellten zu wirtschaften.
STÄDTISCHES VORHABEN UNGLAUBWÜRDIG
Doch primär hagelt es Kritik: „Der Klimapakt ist leider nur das nächste Element der städtischen Verzögerungspolitik in Sachen Klimaschutz: große Töne klopfen, im gleichen Atemzug aber Verantwortung abgeben und selbst weiterhin keine Klimaschutzmaßnahmen ergreifen“, so Franziska Pux (27) vom Klimacamp.
Die Aktiven nehmen in ihrer Kritik auf eine Äußerung von Oberbürgermeisterin Weber Bezug [1]. „Mit ‚wir alle‘ und ‚nur gemeinsam‘ meint Oberbürgermeisterin Weber immer andere, aber nicht die Stadt und keinesfalls sich selbst“, erklärt Pux. „Oder bekamen wir die weitreichenden städtischen Beschlüsse zur Vergünstigung von Bus und Tram, zur Einrichtung neuer Buslinien sowie zum Ausbau des Fernwärmenetzes nur nicht mit? Um die Klimakatastophe abzumildern, benötigt es aber ein sofortiges Handeln der Stadt!“
Der „Klimapakt“ biete nach Ansicht der Klimacamper*innen vor allem eine Fläche für die Stadt und die unterzeichnenden Unternehmen, Greenwashing zu betreiben, also sich ein umweltfreundliches und Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gäbe. Tatsächlich durchzieht diese Doppelmoral viele der Paktunternehmen: Zum „Klimapakt“ gehören unter anderem MT Aerosprace und ein Automobilzuliefer. Das mache das städtische Vorhaben unglaubwürdig.
Der motorisierte Individualverkehr werde in kleinen Teilen immer nötig bleiben, gerade auch auf dem Land, habe nach Meinung des Klimacamps aber in einem Zusammenschluss namens ‚Klimapakt‘ nichts verloren. „Da sollte es um Mobilität der Zukunft gehen!“ Zum Pakt gehört auch MT Aerospace, ein Konzern, der unter anderem Komponenten für verschiedene militärische Raketen herstellt [2]. „Klimagerechtigkeit und Frieden gehen Hand in Hand und benötigen sich gegenseitig, Rüstungskonzerne sind in einem ‚Klimapakt‘ fehl am Platz“, so Pux.
LECHWERKE, STAHLWERKE UND STADTSPARKASSE NUTZEN GREENWASHING-PLATTFORM
Den Kern des „Klimapakt“ machen aber Konzerne wie die Lechwerke, die Stadtwerke und die Stadtsparkasse aus, die sich nach Aussage der Klimaschützer bisher alle eher durch Greenwashing-Kampagnen statt mit echtem Klimaschutz einen Namen machten. Über ihr Wertpapierhaus „Deka Invest“ investiert die Sparkasse sogar ganz direkt in Kohle- und Ölunternehmen und ermöglicht so, dass diese die Klimakrise weiter befeuern [3]; Stadt- und Lechwerke beziehen weit über dem deutschlandweiten Durchschnitt Kohlestrom [4].
Auch Augsburgs Wohnbaugruppe, ebenfalls Unterzeichnerin des Klimapakts, bekleckert sich in Klimafragen nicht mit Ruhm. „Mit viel Elan verhindert sie, dass Mieter*innen kleine Balkonsolaranlagen installieren [5], sogar wenn diese sie auf eigene Kosten einrichten möchten, und im städtischen Klimabeirat treten sie immer wieder bremsend auf“, so Pux.
REFERENZEN
[1] Weber: „Klimaschutz ist keine Haltung. Klimaschutz ist die Aufgabe unserer Zeit. Und wir alle müssen einen Beitrag dazu leisten. Die Augsburger Unternehmen stellen sich dieser Aufgabe zum Teil schon seit vielen Jahren und sind mit Innovation und Technologie wichtige Partner, wenn es darum geht, den CO₂-Ausstoß in unserem Stadtgebiet zu verringern. Nur gemeinsam können wir unsere ambitionierten Klimaschutzziele erreichen.“
– https://www.augsburg.de/aktuelles-aus-der-stadt/detail/klimapakt-augsburger-wirtschaft-wird-am-6-april-unterzeichnet
[4] https://www.sw-augsburg.de/fileadmin/content/6_pdf_Downloadcenter/1_Energie/swa_Strom-Mix.pdf
(438 Gramm CO2 pro kWh bei den Stadtwerken, 310 Gramm im bundesweiten Durchschnitt)
[5] Das hat eine lange Geschichte und ist ein eigener Skandal in sich. Wir vermitteln gerne Kontakt zu den relevanten Personen, etwa Geschäftsführer Mark Hoppe von der WBG (diese Klimaschutz- und Geldeinsparungsmaßnahme ausbremsend) oder Xenia Drost (eine Mieterin der WBG, die sich bei den Parents for Future engagiert, gerne eine eigene Balkonsolaranlage installieren würde und das Projekt vorantreibt).
KONTAKT
Ingo Blechschmidt (+49 176 95110311)