Pressemitteilung vom Augsburger Klimacamp am 17. Dezember 2020

Städtischer Klimabeirat folgt wissenschaftlicher Einschätzung des Klimacamps und empfiehlt ambitioniertes CO2-Budget

In seiner gestrigen Sitzung beschloss der städtische Klimabeirat einstimmig, dass die Stadt ein CO2-Restbudget von 11 Millionen Tonnen einhalten soll. Dieses Budget ist auch die übergeordnete Forderung der Aktivist*innen des Augsburger Klimacamps. Die Empfehlung des Klimabeirats muss noch im Umweltausschuss und anschließend im Stadtrat am 28.1.2021 bestätigt werden, bevor sie verbindliches Ziel der Stadt Augsburg wird.

„Dieses Budget ist nötig, damit Augsburg seinen Anteil dazu beiträgt, zumindest mit einer ⅔-Wahrscheinlichkeit die globale Erderhitzung auf 1,5 Grad zu beschränken“, erklärt Klimacamperin Charlotte Lauter (18). Die aktuelle Beschlusslage der Stadt Augsburg sieht dagegen eine dreifache Überschreitung des CO2-Budgets vor [1]. „Wir hatten erwartet, dass der Klimabeirat unserer Berechnung folgt, da wir diese ja mit Wissenschaftler*innen abstimmten“, so Lauter weiter. „Trotzdem sind wir überglücklich über das einstimmige Votum. Sollte, wie im Montag vorgestellten Klimaschutzsofortprogramm in Aussicht gestellt, der Stadtrat der Empfehlung des Klimabeirats folgen, wird sich damit erstmals die städtische Ambitionslücke in Sachen Klimagerechtigkeit schließen.“

In der Empfehlung des Klimabeirats heißt es auch, dass „Augsburg allein durch Möglichkeiten in seinem eigenen Wirkungskreis nur ein Budget von 20 Millionen Tonnen einhalten kann“. „Tatsächlich kann keine Großstadt ohne Weichenstellungen von Bund und Land ihren Teil zum Pariser Klimaabkommen vollständig einhalten“, erklärt Lauters Mitstreiterin Stefanie Bauer (18). „Es fehlen etwa Zuschüsse zum ÖPNV oder eine effektive und sozial gerecht ausgestaltete CO2-Steuer mit Lenkungswirkung.“ Entsprechend empfiehlt der Klimabeirat, dass sich Augsburg in den entsprechenden überregionalen Gremien für die nötigen Weichenstellungen stark macht. 

„Trotz unserer Freude über die Entscheidung müssen wir auch die Mängel in unserer eigenen Rechnung anerkennen“, ist sich Bauer bewusst. „Die Berechnung ist so leicht und schnell machbar, dass sie geradezu beschämend ist. Viel ambitionierter müssten wir eigentlich sein, denn die Rechnung blendet unsere historischen Emissionen völlig aus und basiert auf dem weichgewaschenen IPCC-Sonderbericht von 2018. Unsere Rechnung wird Augsburgs Verantwortung daher nicht gerecht.“ Seit Beginn des Klimacamps im Juli verantwortete Augsburg CO2-Emission in Höhe von etwa einer Million Tonnen [2]. „Für Verzögerungen haben wir keine Zeit mehr. Wenn wir jetzt CO2-Emissionen in großem Stil reduzieren, können wir uns zur Transformation schwieriger CO2-Quellen später mehr Zeit lassen.“

Der Klimabeirat sprach sich auch einstimmig für eine Teilnahme Augsburgs an dem Städtewettbewerb „Faktor 2“ [6] aus. Es gewinnt die Stadt, die als erstes ihre Photovoltaikleistung verdoppelt und so die dezentrale Energiewende auf den Weg bringt.

[1] https://augsburg.klimacamp.eu/co2-budget/
[2] Augsburg stößt jährlich etwa 2,4 Millionen Tonnen CO2 aus [3]. Das
Klimacamp gibt es seit etwa einem halben Jahr. Wegen Corona sind die
diesjährigen Emissionen etwas geringer als sonst.
[3] https://www.augsburg.de/fileadmin/user_upload/umwelt_soziales/umwelt/klima%20und%20energie/Klimaschutzbericht_2018.pdf#page=28
[4] https://www.ipcc.ch/sr15/chapter/chapter-2/
[5] https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland
[6] https://parentsforfuture.de/de/staedtechallenge

Anhang

Angehängt die Beschlussvorlage des Klimabeirats, wie sie in der gestrigen öffentlichen Sitzung abgestimmt wurde. Dort ist die Zahl von 11 Millionen noch unter Vorbehalt angegeben. Die Vorsitzende des Klimabeirats, Prof. Dr.-Ing. Christine Schwaegerl von der Hochschule Augsburg, wird die Rechnung noch mal prüfen. Dabei kann sich die Zahl im Detail noch mal ändern. Für die Aktivist*innen des Klimacamps ist der Rahmen der Rechnung wichtig: Beschränkung auf 1,5 Grad mit ⅔ Wahrscheinlichkeit. Gelegentlich werden auch andere, aus Klimacamp-Sicht verantwortungslose, Rahmen vorgestellt: etwa die Erderhitzung nur mit einer 50-50-Wahrscheinlichkeit auf 1,5 Grad beschränken, oder eine Erhitzung von 2 Grad zuzulassen.

Die Budget-Berechnung in vier kurzen Schritten

  1. Der Weltgemeinschaft verbleibt am dem 1.1.2018 ein CO2-Restbudget von 420 Gigatonnen [4].
  2. Deutschland stellte 2018 einen Anteil von 1,1 % der Weltbevölkerung. Damit verbleibt Deutschland ab 2018 ein Restbudget von 4,64 Gigatonnen.
  3. Deutschland emittiert pro Jahr etwa 0,8 Gigatonnen [5]. Damit verbleibt Deutschland ab 2020 ein Restbudget von 3 Gigatonnen.
  4. Augsburg stellt 0,36 % der deutschen Bevölkerung. Damit verbleibt Augsburg ab 2020 ein Restbudget von 11 Millionen Tonnen.

Mehr Details