Pressemitteilung von Augsburger Verkehrswendeaktivist*innen am 11.05.2022

Verkehrswendeaktivist*innen enthüllen während Verkehrsmodellversuch eigenen Verkehrswendeplan für Augsburg

  • Pressekonferenz am Freitag (13.05.2022) um 10:00 Uhr in der Hallstraße
  • umfassendes integratives Verkehrsneuordnungskonzept verschiedener Akteure
  • nicht nur abstrakte übergeordnete Ziele, sondern Vielzahl an konkreten Maßnahmen
  • Vor und nach der Pressekonferenz über Versammlungsrecht durchgesetzter Verkehrsmodellversuch: autofreie Hallstraße während der Pause des Holbein-Gymnasiums (9:30 Uhr)

Aktivist*innen verschiedener Initiativen (zahlreiche freie Verkehrswendeaktivist*innen, Menschen aus dem Umfeld des Klimacamps und anderen Initiativen) arbeiteten in den vergangenen Monaten einen umfassenden Verkehrswendeplan aus, der den Autoverkehr deutlich verringert und Fuß-, Fahrrad- und ÖPNV-Verbindungen erheblich ausbaut. Diesen Freitag (13.05.2022) wird der Verkehrswendeplan erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Unser Verkehrswendeplan zieht verschiedene bekannte Konzepte und Maßnahmen zur Verbesserung und Steigerung der Attraktivität von Stadt, ÖPNV und klimafreundlicher Mobilität mit ein“, so Ute Grathwohl (49). „So ist der Plan nicht nur eine breite Ideensammlung, sondern vor allem ein umfassendes Konzept zur Umsetzung der Empfehlungen der von der Stadt in Auftrag gegebenen KlimaKom-Studie, zur Umsetzung der vom Stadtrat beschlossenen Emissionsziele für den Klimaschutz und zur Reduktion des Automobilverkehrs um 50%. Unser Verkehrswendeplan zeigt, wie attraktive klimafreundliche Mobilität wirklich aussehen kann.“ Die Gefahren des Autoverkehrs sowie Stau und Feinstaubbelastung durch Reifen- und Bremsenabrieb könnten durch eine reine Antriebswende nicht gelöst werden, „ganz abgesehen vom hohen Energie- und Ressourcenverbrauch durch diese Fortbewegungsart“.

Florian Lenz (21) ergänzt: „Zu Fuß, mit dem Rad und einem guten ÖPNV kämen wir entspannter, oft schneller und klimafreundlich ans Ziel. Für die Mobilitätswende ist ein gut ausgebauter, schneller und gut vernetzter Nahverkehr und ein gut ausgebautes Radwegenetz unabdingbar. Ein Umstieg vom eigenen Auto auf den öffentlichen Nahverkehr ist aktuell für viele keine echte Alternative, da zu oft Orte nicht schnell und direkt verbunden sind.“

Zentral ist für die Aktivist*innen ein Grundnetz miteinander verbundener echter Fahrradstraßen quer durch die Innenstadt mit weiterführenden Achsen von dort in alle Ortsteile sowie um die Altstadt herum – soweit möglich auf vierspurigen Straßen vom Autoverkehr abgetrennt auf zwei eigenen Spuren, dies sei etwa möglich zwischen Schertlinstraße, Rotes Tor und Theodor-Heuss-Platz.

Dabei sei keinerlei weitere Flächenversiegelung nötig, stattdessen werde der vorhandene Verkehrsraum umverteilt. Weiter vom Plan vorgesehen sei eine echte autofreie Innenstadt mit attraktiven Flaniermeilen zur Stärkung von Aufenthaltsqualität und Einzelhandel, ein Ausbau des Tramliniennetzes, etwa nach Hochzoll Süd und Richtung Hammerschmiede durch die Karlstraße und von Göggingen über Messe zum Innovationspark oder, wie schon lange geplant, nach Haunstetten Süd.

Außerdem brauche es die Reaktivierung und den Neubau von Bahnstrecken und Bahnhalten, so die Aktivist*innen, etwa an der Hirblinger Straße oder an der Fußball-Arena, und die Einführung der S-Bahn im Taktverkehr in den direkten Umlandgemeinden sowie den Nulltarif, fahrscheinloses Fahren für alle. Da nicht alle Maßnahmen zeitgleich umgesetzt werden können, geben die Aktivist*innen in ihrem Verkehrswendeplan dabei auch einen zeitlichen Fahrplan an. „Kurzfristig möglich ist die Etablierung von Schnellbussen auf den Bundesstraßen mit enger Taktung im AVV-Gebiet zur Verknüpfung von DB-Bahnhöfen, Straßenbahnästen und Randzielen.“

VERKEHRSMODELLVERSUCH WÄHREND PRESSEKONFERENZ: AUTOFREIE HALLSTRASSE

Seit mittlerweile mehreren Jahrzehnten ist eine autofreie Hallstraße im Gespräch; es ist ein lang gehegtes Begehren der Schulfamilie ums Holbein-Gymnasium. „Daher zeigen wir direkt während der Pausen des Holbein-Gymnasiums, wie die autofreie Hallstraße aussehen könnte: als sicherer Schulweg, als Freiraum für Schüler*innen und als Bestandteil einer zentralen autofreien Fahrradstraßenverbindung durch die Innenstadt“, so Grathwohl. (Die erste Pause beginnt um 09:30.)

Der Plan werde in den nächsten Monaten unter Einbeziehung vieler Menschen und Stimmen weiter ergänzt, so Lenz. Auf Basis des Verkehrswendeplans sind zahlreiche Aktionen geplant, um die Verkehrswende in Augsburg voran zu bringen.

Insbesondere wird es in den einzelnen Stadtvierteln Bürger*innenkonferenzen geben. Der Verkehrswendeplan wird mit zahlreichen Aktionen einen Arbeitsschwerpunkt der Augsburger Verkehrswendeszene bilden. Dazu gehören vielfältige angemeldete Demonstrationen, Verkehrsversuche, Vorträge und Workshops sowie weitere Aktionen.

INFORMATIONEN ZUM VERKEHRSWENDEPLAN

ausführliche Homepage zum Verkehrswendeplan: https://www.verkehrswende-augsburg.de

Flyer zum Verkehrswendeplan (1. Auflage, Stand Mai 2022): https://www.verkehrswende-augsburg.de/assets/Flyer%20Verkehrswendeplan%20Augsburg.pdf

QUELLEN

Zum Bahnhalt an der Fußball Arena, AZ Artikel von 2008: https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Plaene-fuer-neues-FCA-Stadion-Mit-der-Bahn-zur-impuls-arena-id3953381.html
Zum Bahnhalt an der Hirblinger Straße: https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/augsburg-bahnausbau-haelt-der-zug-bald-in-der-hirblinger-strasse-id62490491.html
Zur Tram nach Haunstetten Süd und zur Reduktion von 4 auf 2 Autospuren in Haunstetten: https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Augsburg-Alte-B17-Nur-noch-zwei-statt-vier-Spuren-in-Haunstetten-id52713511.html
Was ist eine Fahradstraße (offizielles Erklärvideo vom Hamburger Senat): https://youtu.be/YS_WC21Zims