Pressemitteilung vom Augsburger Klimacamp am 22. Oktober 2020
Aktivist*innen protestieren mit einer Kunstaktion gegen laufenden Gleisrückbau am Augsburger Hauptbahnhof
Diesen Samstag (24.10.2020) führen die Aktivist*innen des Augsburger Klimacamps von 14:30 Uhr bis 17:30 Uhr am Rathausplatz eine Kunstaktion vor. Aus Holz werden Schienen und eine Lore gebaut, um gegen den weithin unbemerkten aber momentan laufenden Gleisrückbau am Augsburger Hauptbahnhof zu demonstrieren.
Vor einigen Wochen stellten das Bundesverkehrsministerium und der DB-Konzern den „Masterplan Schiene“ feierlich der Öffentlichkeit vor. Durch den Masterplan Schiene soll die Schieneninfrastruktur ausgebaut werden, um im Verkehrssektor Klimaziele zu erreichen.
Doch abseits der Öffentlichkeit wird in Augsburg das Gegenteil umgesetzt: Die DB Netz AG baut gerade ein 700 Meter langes Gleis ab. „Das Gleis wurde bisher zum Bilden und Auflösen von Güterzügen benötigt“, erklärt Klimacamperin und Bahninteressierte Romina Dreyer (23). „Leidtragende sind verschiedene Güterbahnen wie DB Cargo, Augsburger Localbahn und Staudenbahn sowie die Industriebetriebe. Eine ausreichend große Menge an Gleisen ist wichtig für die Kapazität des Güterbahnhofes Augsburg. Andernfalls müssen Güter per LKW transportiert werden, was nicht mit der Mobilitätswende und letztendlich der 1,5-Grad-Marke des Pariser Klimaabkommens kompatibel ist.“
Waren vor dem Umbau die alten Fundamente in der Stützmauer verankert, stehen die neuen Fundamente und Fahrleitungsmasten nun direkt im Gleisbett. Ein Ersatz für das 700 Meter lange Güterzuggleis ist nicht in Aussicht. „Als Grund wird die enge städtebauliche Bebauung genannt. Zwischen Augsburg Hbf und Oberhausen befindet sich südlich der Wertachbrücke eine Schrebergarten Siedlung“, so Dreyer.
Bereits im Sommer 2019 machte Fridays for Future mit einem Apell an Kommunalpolitik und Landespolitik auf die voranstehende Gleisstillegung aufmerksam und forderte, die neuen Masten außerhalb des Gleisbettes zu setzen. „Wir informierten deshalb das Bundesverkehrsministerium“, erklärt Samuel Bosch (17), Aktivist des Klimacamps und Versammlungsleiter der Kunstaktion. „Das Bundesverkehrsministerium zeigte in seiner Antwort jedoch kein echtes Sachverständnis und übernahm unreflektiert die Argumentation der DB Netz AG.“
Wie in Augsburg Hbf. der zunehmende Güterverkehr mit weniger Gleisen abgewickelt werden soll, ist unklar. „Im Raum Augsburg wird nach Inbetriebnahme des neuen Container-Terminals mit einer Steigerung der Zugzahlen gerechnet“, erklärt Dreyer. „Die Mobilitätswende verlangt nicht den Rückbau, sondern den Ausbau des Schienennetzes!“, mahnt daher Bosch.