Pressemitteilung vom Augsburger Klimacamp am 10. Oktober 2020

Gemischte Gefühle bei Diskussionsrunde anlässlich des 100-tägigen Jubiläums des Klimacamps

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Der Einladung der Augsburger Klimacamper*innen zur Diskussionsrunde anlässlich ihres 100-tägigen Jubliäums folgten knapp 80 Menschen, darunter Vertreter*innen von AiB, CSU, DIE LINKE, Die PARTEI, FDP, FW, Grüne, ÖDP und SPD.

„Alle Lokalpolitiker*innen, die wir eingeladen haben, folgten unserer Einladung“, freut sich Aktivistin Paula Stoffels (18). „Auch freuten wir uns über die zahlreichen positiven und konstruktiven Beiträge, die diverse Gesprächsteilnehmer*innen tätigten. Das zeigt uns, dass die Forderungen der Wissenschaft, denen wir Gehör verschaffen, ihren Weg in die politischen Strukturen geschafft haben und dort ernst genommen werden.“

„Allerdings gab es von beiden Regierungsparteien CSU und Grüne für uns enttäuschende Redebeiträge“, so Stoffels weiter. „CSU-Stadtrat Max Weinkamm erklärte, er verstehe die Verzweiflung der jungen Aktivist*innen des Klimacamps nicht. Das zeigt, dass die Schwere und die akute, bedrohliche Situation der Klimakrise leider noch nicht von allen wichtigen Entscheidungsträger*innen verstanden wird.“

Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass der Weltgemeinschaft nur noch ein begrenztes CO₂-Budget zusteht. Die Treibhausgasemissionen müssen weltweit drastisch reduziert werden, um mit einer ⅔-Wahrscheinlichkeit die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu beschränken und die Kippelemente im Klimasystem nicht auszulösen. Dazu bekannte sich die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen. Da die weltweiten Emissionen allerdings Jahr für Jahr steigen, sind viele Menschen zutiefst besorgt und gerade Aktivist*innen auch oft verzweifelt.

Im Hinblick auf die Möglichkeit für Regierungen, Schulden aufzunehmen, um dringend nötige Klimagerechtigkeitsmaßnahmen zu ergreifen, erwiderte Max Weinkamm, dass er seinen Kindern und Enkeln gewiss keinen Schuldenberg hinterlassen wolle. Stoffels Mitstreiter Niclas Nickl (17) gibt zu Bedenken, dass „jedes Zehntelgrad Erderhitzung ein unvorstellbarer Schuldenberg ist, den wir allen zukünftigen Generationen hinterlassen. Menschliches Leid ist nicht in Euro bezifferbar; jeder Euro, der jetzt nicht in Klimagerechtigkeitsmaßnahmen investiert wird, wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein Vielfaches an Kosten verursachen.“

Ebenfalls stieß eine Aussage von Stefan Wagner (Grüne) auf Unverständnis. „Die Grünen gelten landläufig als die Umweltpartei schlechthin und wir sind dankbar für ihren langjährigen Einsatz. Jedoch sind wir erschüttert über das Vorhaben der grünen Fraktion, keinerlei Maßnahmen zur Stärkung der Klimagerechtigkeit in Augsburg zu unternehmen bevor ein Gesamtplan aller notwendigen Maßnahmen vorliegt“, so Nickl. Dieser Plan solle erst Frühjahr nächsten Jahres fertiggestellt sein.

Die Aktivist*innen des Augsburger Klimacamps stimmen zu, dass ein solcher durchdachter systematischer Plan zur CO₂-Neutralität wichtig ist und auf jeden Fall ausgearbeitet werden muss. „Dennoch darf er nicht davon abhalten, parallel zur Planausarbeitung jetzt schon Maßnahmen, die sehr wirksam, erforscht und leicht umsetzbar sind, zu ergreifen“, fordert Nickl.

Teilnehmende Politiker*innen

  • Philipp Höfl (Umweltreferent der FDP-Landtagsfraktion)
  • Peter Hummel (FW)
  • Anja Klingelhöfer (Die PARTEI)
  • Gregor Lang (Sozialfraktion)
  • Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand)
  • Christian Pettinger (ÖDP)
  • Lars Vollmar (FDP)
  • Stefan Wagner (Grüne)
  • Max Weinkamm (CSU)

Hinweis zum weiteren Abendprogramm

Um 21:00 Uhr begann wie angekündigt die 24-Stunden-Besetzung von einer der Linden in der Fuggerstraße (der nächsten am Theater), um auf die Trauerweide von Frau Demmelmair, den Fuggerlinden und den Bäumen im Dannenröder Wald aufmerksam zu machen. Diese stehen alle auf der Abschussliste der Regierungen. Die Fotogalerie enthält ein Foto der Besetzung.