Offener Brief der Aktivist*innen des Augsburger Klimacamps an Augsburgs Stadträt*innen am 23. Juli 2020
Sehr geehrte Stadträt*innen,
wir sind die Aktivist*innen des Augsburger Klimacamps, die seit 23 Tagen neben dem Rathaus protestieren. Unserem Camp gingen eineinhalb Jahre großer Demonstrationszüge voraus, die zwar den gesellschaftlichen Diskurs substanziell verschoben, aber keinerlei Auswirkungen auf konkrete Beschlüsse im Stadtrat, Landtag oder Bundestag hatten.
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Die Kohleverlängerung bis 2038 ist nicht mit dem 1,5-°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens vereinbar. Dies ist keine Behauptung von uns Aktivist*innen, sondern Resultat wissenschaftlicher Studien [1]. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, alle nötigen Schritte einzuleiten, um das Gesetz zurückzunehmen und durch ein wirksames Gesetz zu ersetzen. Die Stadt Augsburg hat somit die Verantwortung, sich entschieden und öffentlichkeitswirksam gegen das Kohlegesetz zu positionieren.
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Die Stadt Augsburg soll transparent und öffentlich ihr CO₂-Budget kommunizieren: Wie viele Millionen Tonnen gedenkt Augsburg noch zu emittieren? Falls das Budget die vom Weltklimarat IPCC veröffentlichte und proportional auf Augsburg umgerechnete Menge übersteigt, soll eine schlüssige Begründung angegeben werden, mit welchem Recht sich Augsburg diese Überschreitung herausnimmt.
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Bis Ende 2021 soll ein ausführlicher Plan zur Einhaltung des aufgestellten CO₂-Budgets erstellt werden. Dieser Plan muss für die Öffentlichkeit nachprüfbare Zwischenziele enthalten und in allen Aspekten sozial gerecht sein. Personengruppen, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, wie etwa ärmere Menschen und Frauen, dürfen nicht unter den ergriffenen Maßnahmen zusätzlich leiden.
Als konkrete Maßnahme, um das Augsburger CO₂-Restbudget einzuhalten, fordern wir einen sofortigen Start einer dezentralen Energiewende hier vor Ort in Augsburg, mit den Stadtwerken als verlässlichen Dienstleister. Eine solche Energiewende intensiviert die Wertschöpfung in der Region maßgeblich, stärkt den regionalen Handel und stellt Versorgungssicherheit her. Damit können wir in Augsburg zügig bis 2025 aus der Kohle aussteigen. Ebenfalls lokal umsetzbar und mit geringen Kosten verbunden sind die Ziele des Bürger*innenbegehrens „Fahrradstadt jetzt“.
Wir bitten Sie: Seien Sie mutig, profilieren Sie sich als Schlüsselpersonen für Klimagerechtigkeit in Augsburg und handeln Sie. Sie als gewählte Stadträt*innen können die entscheidenden Hebel in Bewegung setzen. Bitte nehmen Sie sich drei Minuten Zeit, um den Kurzbericht [2] des WDR anzusehen. Er erläutert die Folgen des Klimawandels auf fundierte und eingängige Art und Weise.
Erinnerung: Wir campen, bis ihr handelt.
Ihre Aktivist*innen vom Augsburger Klimacamp
Am Klimacamp 1
86150 Augsburg
[1] https://www.scientists4future.org/defizite-kohleausstiegsgesetz-kvbg-e/
[2] https://www.youtube.com/watch?v=FoMzyF_B7Bg