Pressemitteilung vom Augsburger Klimacamp am 19.10.2022
Klimacamper*innen befreien Gehwege von E-Scootern und blockieren damit Parkplätze
Am gestrigen Donnerstag (20.10.2022) entfernten Klimacamper zur Mittagszeit E-Scooter, die als Stolperfallen auf Gehwegen insbesondere ältere Menschen und Eltern mit Kinderwägen behinderten, und parkten sie auf öffentliche Autoparkplätze in der Innenstadt. Mit der Aktion möchten sie die Anbieter von E-Scootern auffordern, mit speziellen Abstellzonen und Fußpatroullien für sichere Gewege zu sorgen. Dabei hat auch die Stadt Augsburg viel Gestaltungsfreiheit: Wenn es nach den Aktivist*innen ginge, könnte sie nach dem Vorbild Tübingens [1], Hamburgs [2], Stuttgarts [3] oder Ulms [4] die Anbieter anweisen, für passierbare Gehwege zu sorgen oder andernfalls die verursachten Kosten in Rechnung zu stellen.
Der öffentliche Raum wird von den Anbietern auf Kosten von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen genutzt. Unter diesem Gesichtspunkt kritisieren die Klimacamper*innen insbesondere, dass die Anbieter sogar bei der routinemäßigen Scooter-Auslieferung Gehwege zustellen. „Ich beobachte häufig, dass junge Kinder aufgrund schlecht abgestellter E-Scooter auf dem Weg zur Schule auf die Straße ausweichen müssen“, erklärt Ute Grathwohl (49) [5]. Freilich gehen viele ungünstig abgestellte Scooter aber auch auf das Konto von Privatpersonen. „Wir rufen alle auf, mit E-Scootern lieber Autoparkplätze als Fuß- und Radwege zu blockieren“, so Ingo Blechschmidt (34) vom Klimacamp. „Autos werden durchschnittlich nur eine Stunde pro Tag genutzt [8] und blockieren in der restlichen Zeit wertvollen öffentlichen Raum. Wenn jetzt auch noch die verbleibenden Fußwege mit E-Scootern vollgestellt werden, müssen wir bald auf die Straße ausweichen oder uns zwischen Café-Tischen hindurchzwengen“; so Blechschmidt weiter.
„Immer wieder bitten uns Passant*innen, uns mehr für die Belange von Fußgängern einzusetzen“, erklärt Grathwohl ihre Motivation für die im Vorfeld auf sozialen Medien öffentlich angekündigte Aktion. Die Aktivist*innen vom Augsburger Klimacamp kritisieren schon länger die aus ihrer Sicht ungerechte Verteilung des öffentlichen Raums: „Ein Anwohnerparkausweis kostet aufs Jahr gerechnet nur 30 Euro. Für ein WG-Zimmer derselben Größe muss man dagegen mit 300 Euro rechnen – und zwar jeden Monat!“, so Charlotte Lauter (20) [6,7]. „Der öffentliche Raum in der Innenstadt sollte mögichst vielen Menschen zur Fortbewegung, Kommunikation oder zur Entspannung dienen. Darum sollten wir darüber nachdenken, wie viel Platz wir stehenden E-Scootern und Autos dauerhaft einräumen möchten.“
[1] https://www.tuebingen.de/gemeinderat/vo0050.php?__kvonr=16554
[2] https://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/15383092/2021-09-16-bvm-e-roller/
[3] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bezirksbeirat-stuttgart-west-stadt-soll-parkchaos-durch-e-roller-beenden.6be49830-8453-4e97-a95c-e27b28e22105.html
[4] https://www.badisches-tagblatt.de/Nachrichten/Erste-Parkplaetze-fuer-E-Scooter-in-Baden-Wuerttemberg-138158.html
[5] Gut zu beobachten etwa bei der Ecke Schildstraße / Schneiderstraße in der Nähe der Birkenau-Grundschule.
[6] https://www.augsburg.de/buergerservice-rathaus/buergerservice/dienste-a-z/aemterweise/leistungen-buergeramt-kfz-wesen/kfz-bewohnerparkausweis
[7] https://www.wohnungsboerse.net/mietspiegel-Augsburg/1231, wg-gesucht.de (ein Pkw-Stellplatz in Längsaufstellung hat eine Breite von 2 Metern und eine Länge von 6,70 Metern, also eine Fläche von 13,40 Quadratmeter)
[8] https://www.presseportal.de/pm/32053/2819936