Pressemitteilung vom Augsburger Klimacamp am 24.9.2022

Klimacamp Augsburg lässt Baumfällungen in Hochzoll zu

Die Aktivist*innen vom Augsburger Klimacamp werden bei den angekündigten Fällungen von bis zu 80 Bäumen in Hochzoll nicht intervenieren. Dies gaben die Klimacamper*innen in einer Mitteilung am Samstag bekannt, nachdem zuvor die Augsburger Allgemeine über die Fällungspläne berichtete [1]. Die DB Netz AG behauptet, dass die Fällungen aufgrund sich in den Bäumen ausbreitendem Eschentriebsterben notwendig seien.

„Pilzkrankheiten in Bäumen, wie das Eschentriebsterben, werden gerade durch die Erdaufheizung immer unaufhaltsamere Schneisen der Verwüstung durch unsere Wälder und Grünbereiche ziehen“, so Charlotte Lauter (19) vom Klimacamp. Wie etwa das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW bestätigt, beschleunigen ungewöhnlich warme Winter das Pilzwachstum in Rinde und Holz. Nasse Standorte und eine Zunahme der Sommerniederschläge fördern außerdem die Ausbreitung von Pilzkrankheiten [2]. So gehört das Eschentriebsterben zu denjenigen Folgen der Erdaufheizung, von denen Augsburger*innen aktuell betroffen sind.

Begrüßenswert sei, dass damit der störungsfreie Betrieb des Schienennetzes ermöglicht werde, dessen Rolle im Zuge der Klimakatastrophe von zentraler Bedeutung ist. „Es ist zwar schade, dass die Bäume wohl nicht mehr zu retten sind“, bedauert Elias Wasner (22). „Aber es ist auch schön zu sehen, dass Baumfällungen nachvollziehbar und für das Gemeinwohl durchgeführt werden. Sonst kennen wir Baumfällungen eigentlich nur von aus der Zeit gefallenen Expansionsplänen von Industrieflächen oder Autobahnen.“ Wasner ergänzt, dass eine Anfrage bei der DB Netz AG, ob sie Ersatzpflanzungsexperimente vorzunehmen gedenke, bislang unbeantwortet blieb.

NEUE WENDUNG BEI DEN UMSTRITTENEN BAHNHOFSVORPLATZFÄLLUNGEN

„Nicht zulassen werden wir dagegen die umstrittene Baumfällungsfantasie des CSU-geführten Baureferats am Bahnhofsvorplatz“, so Wasner weiter. Dieser Skandal erreichte sogar überregionale Medien [3]. Die Stadt hatte 2015 einen Architekturwettbewerb zur Umgestaltung des Platzes ausgelobt. „Weitsichtige Klimapolitik? Keine Spur!“, kommentiert Wasner und bezeichnet es als „Versäumnis“, dass die Stadt es bei der Wettbewerbsausschreibung unterließ, den Baumerhalt als offensichtliches Plankriterium festzulegen (BSV/15/02778). Der Siegerentwurf von Architekturwettbewerb Loidl sah aber trotzdem einen nahezu vollständigen Erhalt der Bäume vor (BSV/15/03789). Das CSU-geführte Baureferat steuerte federführend die im Nachgang solcher Wettbewerbe übliche Detailausgestaltung des Plans. Erst dadurch kamen die umstrittenen Baumfällungen auf den Tisch.

Lauter betont, dass sie und ihre Kolleg*innen diese und andere Fällungspläne gesunder Bäume genau beobachten und bei Bedarf durch juristische und aktivistische Mittel verhindern, sollte es keine Einsicht seitens des Baureferats geben. „Wir Klimaaktivist*innen sind es gewohnt, bei Bedarf zur unfreiwilligen Feuerwehr zu werden, und haben für kurzfristig nötige Kletterinventionen im gesamten Stadtgebiet Depots mit Klettermaterialien angelegt“. Ein Anfang August von den Klimacamper*innen durchgeführter Kletterworkshop am Bahnhofsvorplatz, der das Ziel hatte, Anwohner*innen das nötige Handwerkszeug zum Baumschutz beizubringen, wurde von einem Aufgebot der Abteilung ‚Staatsschutz‘ der Augsburger Polizei verhindert [4,5].

[1] https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/augsburg-entlang-der-bahnstrecke-in-hochzoll-muessen-bis-zu-80-baeume-gefaellt-werden-id64017921.html
[2] https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Publikationen/Broschueren/Waldzustandsbericht_2015_Langfassung.pdf, Seiten 44–46
[3] https://www.br.de/nachrichten/bayern/schattenlos-streit-um-baumfaellungen-vor-augsburger-hauptbahnhof,TCr2opE
[4] https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/augsburg-baeume-am-bahnhofsvorplatz-sollen-gefaellt-werden-kritik-vom-klimacamp-id63507481.html
[5] https://www.jungewelt.de/artikel/432407.polizeiaufgabengesetz-hausdurchsuchungen-sind-bei-uns-auf-der-tagesordnung.html

Nachtrag

Die Baumallianz Augsburg geht in einer eigenen Stellungnahme noch mehr ins Detail. Darin beschreibt sie, dass die erkrankten Eschen leider gefällt werden müssen, besteht aber darauf, dass ein radikaler Kahlschlag ausbleibt und die vor Ort befindlichen Spitzahorne, Ulmen sowie eine schöne Linde erhalten bleiben.