Pressemitteilung unabhängiger Klimaaktivist*innen am 25.5.2022

Klimaaktivist*innen eilen Aktion zum Erhalt ihres Walds zu Hilfe

Klimaaktivist*innen eilen mit illegaler Aktion Bürgern in Bobingen zum Erhalt ihres Walds zu Hilfe: Besetzung nach Vorbild des Hambacher Forsts geplant, Informationen auf bobinger-auwald-bleibt.de

Nachdem der Wehringer Bürgermeister Manfred Nerlinger (CSU) statt Flächen zu entsiegeln den Bobinger Auwald roden und so neue Flächen versiegeln möchte, kündigen unabhängige Klimaaktivist*innen (sowohl Aktive im Klimacamp als auch Kletter*innen, die sich nicht im Klimacamp engagieren) für die Nacht vom Mittwoch (25.5.) auf den Donnerstag (26.5.) eine erste Aktion zur Waldverteidigung an. Sie folgen damit einem Hilferuf sicht machtlos fühlender Bobinger Bürger*innen. Auf der neu eingerichteten Website bobinger-auwald-bleibt.de informieren sie Bürger*innen über ihre Projekte.

UNGEFRAGTES GEWERBEGEBIET

Wie die AZ berichtete [1,2], möchte Herr Nerlinger den Bobinger Auwald roden, um Platz für ein neues Gewerbegebiet zu schaffen. Nachfrage besteht nach den letzten öffentlichen Informationen für ein solches Gebiet indes noch keine [3]. Herr Nerlinger stellt sich mit seinem Vorhaben gegen die Bundesregierung, die in ihrem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz Kommunen zum Erhalt ihrer Wälder auffordert [4]. „Wälder roden in Zeiten der Klimakrise? Das geht gar nicht!“, unterstützt Kletteraktivistin Charlotte Lauter (19) die Weisung der Bundesregierung und verweist darauf, dass Aufforstungsexperimente spekulativ und 80 bis 100 Jahre benötigen, bis sie in demselben Maße CO₂ binden können und dieselben Funktionen erfüllen wie guter gewachsener Naturwald [5].

BESETZUNG WIE IM HAMBACHER FORST

„Die Waldzerstörung ist ein Planungsdinosaurier“, kommentiert Lauter die Rodungspläne von Herrn Nerlinger. „Heute würde das gar nicht mehr genehmigt werden. Um den Gerichten die nötige Zeit zu geben, planen wir daher nach dem Vorbild des Hambacher Forsts eine Besetzung des Bobinger Auwalds. Da wir erst geräumt werden müssen, bevor der erste Baum fallen kann, können wir damit die Rodung in die Länge ziehen und Bürger*innen über die Rodungspläne aufklären.“ Im Hambacher Forst errichteten Aktivist*innen 2012 zahlreiche Baumhausdörfer, bevor sechs Jahre später ein Gericht die Rodungspläne für illegal erklärte. Die polizeiliche Räumung des verwandten Dannenröder Walds war 2020 der größte Polizeieinsatz Hessens und kostete Schätzungen zu Folge 150 Millionen Euro [6]. „Aktuell genießt die Gemeinde Wehringen aufgrund nachhaltiger Forstarbeit einen guten Ruf. Möchte Herr Nerlinger diesen Ruf wirklich so sehr beschädigen und mit der größten polizeilichen Waldräumung Bayerns in Verbindung bringen?“

INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN ZUR EINBINDUNG DER ANWOHNER*INNEN

Für die Nacht vom Mittwoch (25.5.) auf den Donnerstag (26.5.) kündigen die Aktivist*innen eine erste vorbereitende Aktion zur Waldverteidigung an. „Die Waldbesetzung erfolgt dann zum Beginn der Rodungssaison hin“, erklärt Lauter. „Zuvor werden wir in Informationsveranstaltungen die Bobinger Anwohner*innen ihres Auwalds über unsere Pläne detailliert aufklären und einbinden: welches Holz etwa zum Baumhausbau geeignet ist und wie sie uns mit Essen unterstützen können. Auch werden wir öffentliche Kletterworkshops veranstalten, damit auch die Bürger*innen vor Ort den Baumhausbau unterstützen können.“ Die Aktivist*innen teilen mit, dass sie aktuelle Informationen an Bobingens Bürger*innen auf der neu eingerichteten Seite bobinger-auwald-bleibt.de veröffentlichen werden. Dort sei auch eine Petition vom BUND Naturschutz zum Walderhalt verlinkt.

AKTIVIST*INNEN MAHNEN VOR VERLASS AUF SPEKULATIVE AUFFORSTUNGSEXPERIMENTE

Die Rechtfertigungsversuche von Herrn Nerlinger [1] überzeugen Lauter und ihre Mitstreiter*innen nicht: „Herrn Nerlingers spekulative Aufforstungsexperimente anderswo sind riskant. Immer häufiger versagen Neupflanzungen. Die von der Rodungswut ausgesparten Biotope benötigen zwingend den restlichen Wald als wertvolle Pufferzone. Fallen die Bäume, so auch die Biotope.“ Nach Einschätzung des BUND Naturschutz sind Teile des Auwalds ökologisch besonders bedeutsam und den Fichtenwald umgebenden alten Buchen und Eichen sorgten bereits jetzt für Naturverjüngung. [7]

REFERENZEN

[1] https://www.augsburger-allgemeine.de/schwabmuenchen/wehringen-bobingen-proteste-wehringens-buergermeister-stellt-auwald-fakten-klar-id62762066.html
[2] https://www.augsburger-allgemeine.de/schwabmuenchen/kommentar-auwald-proteste-jetzt-ist-zeit-fuer-einen-runden-tisch-id62763421.html
[3] https://web.archive.org/web/20220114115826/https://www.wehringen.de/aktuelles/detail/eintrag/an-der-waldstrasse-entsteht-ein-neues-gewerbegebiet-mit-rund-40000-quadratmetern-flaeche/
(letzter Absatz: interessierte Konzerne sind aufgerufen, sich zum geplanten Gewerbegebiet zu erkundigen)
[4] https://www.bmuv.de/download/dl-aktionsprogramm-natuerlicher-klimaschutz
[5] https://www.handelsblatt.com/technik/energie-umwelt/klima-orakel-wie-viele-baeume-sind-noetig-um-eine-tonne-co2-zu-binden/3201340.html
[6] https://augsburg.klimacamp.eu/danni
[7] https://augsburg.bund-naturschutz.de/aktuelles/artikel/petition-gegen-neues-gewerbegebiet-der-gemeinde-wehringen

Nachtrag vom 26.05.2022

Bezugnehmend auf oben stehende Pressemitteilung folgende Information:

  • Die Aktion war erfolgreich.

  • Der Beginn eines Traversennetzwerks, mit dem später Lebensmittel und Menschen auch dann zwischen den beiden Waldteilen wechseln können, wenn am Boden Polizeiabsperrungen die freie Bewegung einschränken.

  • Zudem wurde (oberhalb des Lichtraumprofils der Straße) ein Banner gespannt, Aufschrift: „Rettet den Wald für unsere Kinder“. Dieses klärt Autofahrer*innen über die Rodungsabsicht von Herrn Nerlinger auf.

  • Ort: nahe Tierklinik Dr. Stechele GbR Equopark (Waldstraße 31, 86517 Wehringen)

  • Fotos zur freien Verwendung: www.bobinger-auwald-bleibt.de